Aus ihren Fotografien hallt die abendländische Malereigeschichte zurück. Sie zitiert die Heroen der neuzeitlichen Kunstgeschichte wie in einem Kernkatalog von Meisterwerken: Leonardo, Caravaggio, Vermeer, Ingres.
Unter dem Titel Theatrum Mundi präsentiert die Galerie Jarmuschek + Partner derzeit eine neue Serie der in Leipzig lebenden Fotografin Carina Linge. Das Welttheater als Zentralmetapher für aller Eitelkeit und Nichtigkeit des Irdischen reicht wie ihr Bildbestand auch mit seinen Wurzeln zurück bis in Renaissance und Barock. Dazu zählt auch ihre offensichtliche Lust, die barocke Kombinatorik aus Sinnlichkeit und Vergänglichkeit zu wiederholen. Es ist eine Fotografie voller bildgeschichtlicher, metaphorischer und allegorischer Anspielungen, die in den Anklängen an historisch Bekanntes aber auch Gefühls-, Sehnsuchts- und Erfahrungsräume für die Seelen der Gegenwart öffnet.
Den Vorbildern, die sie in ihren fotografischen Re-Inszenierungen zitiert, belässt sie meist Klang, Klima und Kompostion, aber schon in die Ausstattung schmuggeln sich heimliche Zeugnisse des Zeitgenössischen ein. Manchmal irritiert sie mit Leere die Bilderwartung und fügt dem bekannten eine neue, unerwartete erzählerische Volte zu, indem sie dem Vor-Bild mit dem Bildpersonal auch dessen altes Sinn-Zentrum beraubt. So verschwinden in der Ausstellung mindestens zwei junge Niederländerinnen von ihrer Bühne, und wir wissen nicht, in welche Nacht.






Galerie Jarmuschek + Partner
Potsdamer Strasse 81B
10785 Berlin
Dienstag bis Samstag 11-18 Uhr