Kunstrausch
und Alptraum.

Das Weekend ist zurück.
Gallery Weekend Berlin 2016

Julia Bodamer: What Alice found there. Exhibition view at zwanzigquadratmeter Berlin, 2016
Julia Bodamer: What Alice found there. Exhibition view at zwanzigquadratmeter Berlin, 2016

In der Tat, was könnte der kreativen Masse größeren Mut und Glauben an die eigenen
Kräfte verleihen, als eine Massenniederlegung der Arbeit aus eigenem Willen. Was könnte
den ewigen Sklaven der Messen, Auktionen und Werkstätten besseren Mut verleihen, als
die Musterung ihrer eigenen Truppen? So wurde der Gedanke einer satirisch-prekären
Feier auf das Richtige Leben im Falschen sehr schnell angenommen und begann sich
über andere Länder auszubreiten, bis er die ganze Kunstwelt eroberte.

Während am ersten Mai-Wochenende in der Stadt traditionellerweise das Regime der
grünen Minna und autonomer Pflaster-Steine herrschte, haben es die Tausendschaften
kreativer Maulwürfe und der sie kultivierenden Verwerter in mühseliger, jahrelanger
Kleinarbeit endlich geschafft, der Stadt im Frühling eine neue bourgeoise Signatur
aufzuprägen. Tanzend taumelt die Stadt nun ihrem alljährlichen Kunstrausch entgegen.
Am Freitag Abend startet das zwölfte Gallery Weekend mit den zeitgleichen Eröffnungen
aller 54 teilnehmenden Galerien. Künstler, Galeristen, Kuratoren, Sammler verstreuen sich
in die Stadt, sammeln sich später an gewissen und ungewissen Orten. Das Weekend hat
sich durchgesetzt. Berlin sich als strahlender Produktionsstandort etabliert. Und
tatsächlich ist innerhalb der glitzernden Welt global kommerzialisierter Hochglanz-Kunst
hier noch immer die Kunst das Kapital. Trotz steigender Mieten, schwindender Ateliers und
prognostizierter Abwanderung sind die Berliner Verhältnisse besonders, ihre Kunst-Orte
auf singuläre Weise spektakulär, die Szene autonom, magnetisch und inspirierend.
Gerade noch pünktlich zum Weekend reichen wir auch in diesem Jahr einen kleinen Zettel
mit in schnellen Zügen notierten Hinweisen in die Runde. Schließlich sind auch wir schon
so gut wie weg, so gut wie drin im Weekend. Diesmal bewegen wir uns mit unseren Tipps
außerhalb des gepflegten Geheges, irgendwo zwischen Kunstrausch und Alptraum, mit
blinzelnden Blicken auf unbequeme Randsteine und unentdeckte Kunstränder, wo manche
komplexe Zusammenhänge und subversive Potentiale oder auch nur die junge Kunst
erkennen wollen. Auf jeden Fall aber abseits des offiziellen Programms.

RAE. Real Art Estate
Gustav-Adolf-Strasse 145 Halle 4
13086 Berlin-Weissensee
http://www.realartestate.de/

Samstag 30. April 2016:
21:00 Opening of ALPTRAUM wandering exhibition
22:00 RAE Service Performance by Li Alin & Marcus Sendlinger
23:00 Zentai Stripping by special guests
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Import Projects.
Keith Str. 10
10787 Berlin
http://import-projects.org/

Aoibheann Greenan: The Perfect Wagner Rite
SPECIAL EVENT DURING GALLERY WEEKEND
Walpurgisnacht Performance
Saturday, 30 April, 9pm – midnight
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zwanzigerquadratmeter
Petersburger Str. 73
10249 Berlin
http://www.20qmberlin.com/

Julia Bodamer: What Alice found there
Ausstellung ab Donnerstag, 28. April, 19 Uhr
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Rosalux
Wriezener Str. 12
13359 Berlin
http://rosalux.com/

Lisa Steward und Cameron Tauschke: Shadow Lagers
Ab Freitag, 29. April, 19 Uhr
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HilbertRaum
Reuterstr. 31
12047 Berlin
http://www.hilbert-raum.com/

Clemens Wilhelm – No Place like Home
Solo show + Additional Video Screenings
29. April – 8 Mai 2016
Eröffnung: Freitag, 29. April, 18h
Additional Video Screenings ab 30.April 19:30h
Zu unserem Artikel zur Ausstellung