Künstler – Künstlerin

Jackpotpotlatch!

Benedikt Braun.
Die Superman-Dialektik der Waren-Dinge.

Benedikt Braun: Super Arm, 2011 / © Benedikt Braun und Galerie Eigenheim, Weimar

Benedikt Braun ist ein fucking saint der Gegenkultur im Reich der Klassik. Er treibt sein Unwesen an einem Ort, der wie kaum ein anderer in zwei nationalen Großdichtern verkörpert ist. Auf einer formalästhetisch bescheidenen Fotoarbeit von 2007 posiert BB inmitten einer Schulmädchenklasse unter dem Goethe-Schiller Denkmal vor dem Deutschen Nationaltheater in Weimar: Drei große Deutsche! – einer davon barbäuchig grinsend, umfangen von bildungshungrigen, bildungsresistenten, bildungsgleichgültigen, bildungsunberührten, bildungskontaminierten – in jedem Fall aber zahlreichen und mädchenhaften Bildungsreisenden.

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Tobias Rehberger.
Home and Away
and Outside.

✶ Ausstellungstipp ✶
Schirn Kunsthalle Frankfurt.
21. Februar - 11. Mai 2014

Tobias Rehberger. Home and Away and Outside Ausstellungsansicht © Schirn Kunsthalle Frankfurt, 2014 Foto: Norbert Miguletz

“Wenn man die Welt im Vor- und auch im Hinterzimmer ordentlich gestapelt hat, ist es sehr hilfreich, wenn einem beim Umstapeln etwas geholfen wird, möglichst so, daß einem der Bettvorleger zum Tiger wird” (Tobias Rehberger) Die Schirn Frankfurt präsentiert vom 21. Februar bis zum 11. Mai 2014 in einer von Tobias Rehberger aufwendig gestalteten Ausstellungsarchitektur […]

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Paperworlds.

Kinder- und Jugendzeichnungen
zeitgenössischer Künstler.
me Collectors Room Berlin 21.01. - 6. 04. 2014.

Michael Kunze (*1961), D, Perry Phodan Weltraumkampf, 1972, 11 Jahre/years, Bleistift, Buntstift, Filzstift auf Papier/pencil, crayon, felt pen on paper, 41,5 x 56,5 cm Rückseitig vom Künstler beschriftet/inscribed on the back by the artist: „Michael Kunze 11 Jahre, Perry Phodan Weltraumkampf“, Courtesy Michael Kunze

✶ Ausstellungstipp ✶ “Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.” Pablo Picasso Auf der Suche nach starken und unmittelbaren Bildimpulsen, ursprünglicher Kreativität und Direktheit des visuellen Ausdrucks zeigte sich die Avantgarde schon Anfang des Jahrhunderts von der Kreativität des Kindes fasziniert. Chagall, Klee, Picasso nutzten neben der […]

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Bad News aus der Potsdamer!

Kristof Kintera bei Jiri Svestka Berlin.

Kristof Kintera: Bad News. Installation View © Balint-Maggyesi und Courtesy Jiri Svestka | Berlin

Ein Essay zum Berliner Kunsthotspot Potsdamer Strasse und zur sarkastisch-subversiven Kunst des Tschechen Kristof Kintera.

Als vor drei Wochen das Premierenpublikum des Gallery Weekends durch den vielleicht aufregendsten Berliner Kunsthotspot mit seinen zahllosen galeristischen Neuansiedlungen rund um die Potsdamer Straße schob, konnte man wieder einmal die abstrusen Seiten der Kunstwirtschaft inmitten eines ungehemmt exhibitionistisch provozierten Clash of Civilisation bestaunen. Was, um der Götter willen, mögen sich Ansässige im Stillen gefragt haben, zog all diese sozio-urbanen Sonderformen symbolaffiner Kosmo- und Metropoliten; all die Bobos, Kunstyuppies und Kulturhipster magnetisch an diesen unwirtlichen Ort zwischen Varieté Wintergarten, Woolworth und LSD (Love, Sex and Dreams)?

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Entweder / Oder

Kierkegaard
im Spiegel zeitgenössischer Kunst.

Tal R: Clowns, 2008, Courtesy: Paradis, Foto: Léa Nielsen

Zur Ausstellung “Entweder/Oder” im Haus am Waldsee / Berlin (22. 06. bis 22. 09. 2013)

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Über Jahre schon behauptet das klangvolle Haus am Waldsee seine abgelegene Position als Angelpunkt und Anlegesteg für ausgewählte Präsentationen zeitgenössischer Kunst. Nun verbindet sich diese eremitäre Waldständigkeit des Hauses, das mit seiner peripheren und halbidyllischen Lage Weltabgewandtheit – sagen wir einmal – zumindestens andeutet, thematisch mit einem philosophierenden Zivilisationsasketen und menschlichen Randlagenbeobachter erster Ordnung, mit dem Vater aller theoriebasierten Existenzgründungen: Sören Kierkegaard. Zu dessen 200. Geburtstag nämlich sucht die dänische Kuratorin Solvey Helweg Olsen im Zehlendorfer Ausstellungshaus nach Spiegelungen seines Schreibens in der Gegenwartskunst. Ausschweifend, weltgetränkt und fremdbestimmt. Genusssüchtig und so den zufälligen Tänzen des Unmittelbaren ausgeliefert, treibt er rückhaltlos im Strom des Sinnlichen.

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Stimmritze und Schreibmaschine

Henri Chopin bei Supportico Lopez.

Henri Chopin: La Crevette Amoureuse. Ausstellungsansicht © Supportico Lopez, Berlin.

2008 verstarb der französische Pionier der Lautpoesie Henri Chopin. Im gleichen Jahr zog es das von zwei Künstlern und einem Kurator initiierte Galerieprojekt Supportico Lopez von Neapel nach Berlin Kreuzberg. Seit nicht einmal einem Jahr bespielen diese ihre neuen Räumlichkeiten in Schöneberg, wo sie nun den kaum bekannten Körperstimmenforscher in einer großartige Ausstellung präsentieren: als […]

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Der Blick
der Anderen.

5. Europäischer Monat der
Photographie Berlin 2012

CAMERA WORK © Bettina Rheims: Simon K., 2011

Man weiß nicht so recht, was davon zu halten ist. Der europäische Monat der Fotografie bietet eine erschöpfende Fülle an Orten, Fotografen und Bildern, die – soviel soll einfachheitshalber behauptet sein – auch die hochmotiviertesten unter den Fotoliebhabern schon bei den Planungen verzweifeln lassen, alles zu sehen. Umgekehrt ist aber trotz der scheinbar übermächtigen Wucht der Masse sofort klar, dass hier nur mit einem verschwindenden Anteil der fotografischen Bildproduktion zu rechnen ist. Vermutlich kann schon die durchschnittliche bundesrepublikanische Familienfestplatte ein ähnlich beeindruckendes Bildquantum vorweisen, wie das sehr wohl auf Breite setzende Spektrum des diesjährigen Berliner Fotofestivals.

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Im Fluss
der Dinge.

Zur Kunst von Thorsten Dittrich.

Thorsten Dittrich: Freigabe. Ölmalerei/ Zeichnung auf Papier und Leinwand.42x50cm, 2012

Wirft man einen chronologischen Blick auf die Werke von Thorsten Dittrich und betrachtet man sie in der Reihenfolge ihrer Entstehung, staunt man über ihre stetigen Wandlungen und Erneuerungen. Auch wenn Dittrich den Gattungen der Malerei und der Grafik treu geblieben ist (abgesehen von manchen seltenen Ausflügen zur Objektkunst) und zudem seriell arbeitet, auch wenn er bisher keinen abrupten, völlig unvorhersehbaren Wechsel in Themen oder Stil vorgenommen hat und auch wenn eine gleichbleibende Grundstimmung – analog zu einem bestimmenden Rhythmus – das junge Oeuvre durchzieht, hat sich das abgedeckte Spektrum seiner Kunst gerade in den letzten Jahren stark geöffnet und dehnt sich weiter proteisch aus.

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Panorama
des Indifferenten.

Gerhard Richter in Berlin.
12.02. - 13.05.2012.

Gerhard Richter: 4096 Farben, 1974, 254 x 254 cm, Lackfarbe auf Leinwand | Privatsammlung © Gerhard Richter, 2012

Anlässlich seines achtzigsten Geburtstages ehrt gleich eine ganze Phalanx europäischer Kunstinstitutionen den deutschen Maler Gerhard Richter. In Zusammenarbeit mit der Tate Modern und dem Centre Pompidou präsentiert die Neue Nationalgalerie die Retrospektive Gerhard Richter | Panorama (12. Februar bis 13. Mai 2012). Ergänzend zeigt die Alte Nationalgalerie den RAF-Zyklus, während der Me Collectors Room seine umfassende Sammlung an Richter-Editionen zugänglich macht.

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Das weiche Fleisch
der Margarinen.

Über Sonja Alhäuser.

Sonja Alhäuser: Lehnendes Hallo II. Ziehmargarine, beleuchtete Kühlvitrine, 37 x 42 x 80 cm, 2010. Foto: Fabian Georgi

Über Zeugung und Verspeisung von Kunstkörpern in den Arbeiten von Sonja Alhäuser.

In Kühlvitrinen werden sie gelagert: die Butterkörper und Margarinenleiber. Gut, schon beinahe grell ausgeleuchtet hinter Glas. Lehnendes Hallo und Das kleine Willkommen sind ihre Namen. Bezaubernd schön in ihrer buttrigen Nacktheit bleibt ihr gehärtetes Fleisch dem Zugriff und Tastsinn entzogen. Die von Sonja Alhäuser aus dem fettigen Grundnahrungsstoff geformten Geschöpfe sind gefangen in der Blickfalle ihrer Schaukästen. Unbekümmert, teils übermütig und wie trunken von ihrem selbstbezüglichen Spiel toben und tollen sie in barocker Paraphrase durch die Enge der gläsernen Zellen.

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